Unsere Gesellschaft braucht neue Gesprächsformen, die es fördern,
respektvoll miteinander zu sprechen, zu streiten und gemeinsam zu denken.
Gespräche, aus denen alle Beteiligten und die Sache anders herausgehen,
als sie hineingegangen sind.
Und wir brauchen Menschen, die solche Gesprächsräume gestalten können.
Dafür gibt es MoMo - eine Seminarreihe in 5 Modulen.
Weil es drängt: Während die Herausforderungen, denen wir uns gemeinsam gegenüber sehen, kreative und zeitnahe Antworten fordern, nimmt die Qualität der öffentlichen Diskussion besorgniserregend ab. Man spricht zwar zueinander, aber nicht miteinander. Gewinner ist, wer die schmissigeren Soundbites, die bissigeren Allgemeinplätze serviert. Wer sich beeindruckbar zeigt, oder gar verletzlich, verliert. Verunglimpfungen und Unterstellungen vergiften das Klima. Die wirklichen Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozesse finden in Hinterzimmern statt, während in den öffentlichen Räumen die ‚Wir-gegen-sie/sie-gegen-uns‘-Stimmen immer lauter trompeten.
Während die Welt diverser wird, und damit auch die öffentlichen Räume, in denen ihre Repräsentanten aufeinandertreffen, haben wir noch nicht gelernt, die Klugheit und Kreativität, die in unserer Unterschiedlichkeit geborgen ist, freizulegen. Dazu sind wir aber aufgefordert, denn „Our stories are singular, but our destiny is shared” (B. Obama).
Wir brauchen also öffentliche Gesprächsformen, die fundamentale, tiefe Demokratie ermöglichen. Die gibt es allerdings nicht als App, oder von Alexa, oder auch nur aus gutem Willen. Und schon gar nicht auf Dekret.
Damit eine solche Gesprächskultur entstehen kann und Früchte trägt, werden Menschen benötigt, die sie gestalten können.
Darum geht es in MoMo.
Die Seminarreihe MoMo ist für alle, die das Interesse, die Neugier und den Antrieb in sich verspüren, sich für neue Gesprächskulturen zu engagieren und davon auch persönlich zu profitieren:
Du erwirbst in MoMo neue und wirkungsvolle Fähigkeiten als Gesprächsteilnehmende*r und als Gesprächsleitende*r.
Als Gesprächsteilnehmer*in brauchen wir Qualitäten und Fähigkeiten des Zuhörens, Reflektierens und Einfühlens. Wir brauchen Respekt vor der Position des anderen. Wir brauchen den Mut, eigene Positionen zu vertreten und plausibel und klar zu argumentieren, und manchmal auch den Mut, Persönliches und Unfertiges zu teilen.
Als Gesprächsleiter*in gestalten und repräsentieren wir die Kultur des Austausches. Wir ‚halten‘ das Ganze und formen den öffentlichen Raum, in dem gesprochen wird und in dem evtl. Entscheidungen getroffen werden. Dafür müssen wir das System im Blick haben und transparent damit arbeiten. Wir brauchen Klarheit darin, welche Gesprächsformen und –formate situativ angemessen und fruchtbar sind. Wir sollten ein Vorbild sein für den Umgang mit Kritik und dafür, wie eine ‚konstruktive Streitkultur‘ gefördert werden kann. Wir sind aufgerufen, jeden Einzelnen darin zu unterstützen, sein oder ihr Bestes zu entfalten und einzubringen.
So kann der Austausch inspirierend, tief und respektvoll geschehen und kluge Entscheidungen nach sich ziehen.
Jedes Mal, wenn das auch nur teilweise gelingt, machen wir als Teilnehmende und als Leitung Schritte hin zu einer neuen öffentlichen Gesprächskultur.
Die Seminarreihe lebt von einer Mischung aus Input, Selbsterfahrung, Reflexions- und Übungsräumen.
Wir werden gemeinsam lachen und weinen, verzweifeln und entdecken. Wir werden aufstehen, uns gegenseitig unterstützen und
mit neuen Inspirationen in die eigenen systemischen Welten zurückgehen.
Wir lernen und üben, die Qualität, die Tiefe und die Fruchtbarkeit des öffentlichen Gesprächs positiv zu beeinflussen – sowohl als Mitglied einer Gruppe wie auch als Leiter*in einer Gesprächsrunde.
Wir haben die zwei Methoden als Schwerpunkte ausgewählt, die wir als sehr unterschiedliche Kerndisziplinen für die Qualität der Gesprächskultur im
öffentlichen Raum verstehen:
Die Debatte
Die Debatte ist ein Wettstreit der Ideen, der Einschätzungen, Bewertungen und Schlussfolgerungen. Die zugrunde liegende Hoffnung ist: möge das bessere, das überzeugendere Argument gewinnen. Die Debatte braucht die Fähigkeit, für etwas einzutreten, das für alle Beteiligten Bedeutung hat und eventuell abgestimmtes Handeln erfordert. Sie braucht auch die Fähigkeit, sich friedlich geschlagen zu geben.
Eine Debatte eignet sich vor allem zum Zuspitzen und Klären von Positionen sowie zum finalen Abwägen von Handlungsoptionen.
Der Dialog (nach David Bohm)
Der Dialog ist eine Antithese zu Debatte und Diskussion.
Gespräche werden verlangsamt. Alle Meinungen werden radikal respektiert. Er schafft bewusst Raum und Zeit, die eigene Wahrnehmung nach außen, und auch nach innen zu richten. Die zugrunde liegende Hoffnung ist, dass (Dia-Logos = der Geist scheint durch) der Pool der gemeinschaftlichen Bedeutung und Intelligenz angezapft wird und etwas Neues entsteht. Der Dialog braucht die Fähigkeit, zu denken, sich auszudrücken und zuzuhören – sowie das eigene und das fremde Denken zu beobachten. Er braucht die Fähigkeit, von Herzen zu sprechen und gleichzeitig nicht vollkommen verhaftet zu sein mit den eigenen Bewertungen und Schlussfolgerungen. Das Dialog-Format eignet sich, wenn es darum geht, eine Vielzahl von Perspektiven zu repräsentieren und das Feld des gemeinschaftlich Bedeutsamen auszuloten.
Das Privileg, das wir in unserem Qualifizierungsprogramm MoMo ausnutzen werden, ist, dass wir unterbrechen und verlangsamen, dass wir bewusst machen und reflektieren, dass wir fokussieren und erweitern können. All das werden wir tun auf drei Ebenen von Kompetenz und Bewusstheit:
Einüben in die Disziplinen der Gesprächskultur
Arbeit mit sich selbst
Wirkfelder kollektiver Intelligenz (oder auch Dummheit)
Wir wollen die drei Ebenen von Kompetenz und Bewusstheit an vier Themen üben und erfahren, die für alle von uns von Bedeutung sind.
Mensch und Erde
Wie steht es um unsere Beziehung zur Erde, und wie steht es um die Beziehung der Erde zu uns? Diese Beziehung drückt sich in der Art und Weise aus, wie wir wirtschaften – was wir von ihr nehmen und was wir ihr geben. Eine überlebenswichtige Bedeutung für alle Menschen auf diesem Planeten, überall.
Arm und Reich
Wie bestimmt die Gier der Reichen und Superreichen unsere Welt und wohin verschwindet das Gewissen? Der ‚Trickle-Down‘-Kapitalismus ist demaskiert: die Reichen werden reicher, die Armen bleiben arm. Wie ist es um das Verhältnis von Geben und Nehmen, wie ist es also um die Beziehungen zwischen Kapital und Arbeit, zwischen den Besitzenden und den Besitzlosen bestellt? Welche Rolle spielen Ethik und Moral im Repertoire kollektiver Klugheit?
Frauen und Männer
Die überpersönlichen Beziehungen zwischen Männern und Frauen sind seit Jahrtausenden geprägt durch das Muster ‚Männer=oben/Frauen=unten‘. Welchen Zusammenhang gibt es da zwischen dieser Tatsache und den ersten beiden Themen? Wie regieren alte Geschlechterparadigmen unsere moderne Welt? Wie kann eine Würdigung weiblicher Qualitäten uns kollektiv wie individuell voranbringen?
Heimat und Fremde
Während wir weltweit immer vernetzter und abhängiger werden, erleben allerorten ‚identitäre‘ (also die vertraute kulturelle Identität beschwörende) Bewegungen einen gewaltigen Aufschwung. Was ist in diesen Zeiten eigen, was ist fremd? Wo genau verläuft die Grenzlinie unserer Zugehörigkeit? Und worin brauchen wir Heimat, um das Fremde willkommen heißen zu können?
MoMo1: Grundlagen von Dialog und Debatte
Thema Wirtschaft und Erde
MoMo2: Schwerpunkt Debatte
Werkzeuge für eine lebendige Streitkultur
Thema Arm und Reich
MoMo 3: Schwerpunkt Dialog
Werkzeuge für eine dialogische Gesprächskultur
Thema Frauen und Männer
MoMo 4: Die Rolle der Gesprächsleitung
Thema Heimat und Fremde
MoMo 5: Dramaturgie von Entscheidungsprozessen
Individuelle Themen der Teilnehmenden
Am Ende unserer Zusammenarbeit erhältst du ein Zertifikat als:
MoMo-Moderator*in für eine innovative öffentliche Gesprächskultur
Rainer Molzahn
Leadership Coach und Organisationsanthropologe
Kontakt:
Julian Gebhard
Historiker und
Schauspieler
Julian Haas
Informatiker und
aktiv in der Hochschulpolitik
Gemeinsam für eine innovative
öffentliche Gesprächskultur
Bist du dabei?
Die nächste Gruppe startet im Frühjahr 2022.
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